C.F.Meyer über Ulrich von Hutten

Friedensliteratur und Antikriegs-Literatur
Mahnung zum Frieden

Was zieht den Menschen, dass welche sich immer wieder zum Töten überreden lassen? C.F. Meyer macht sich in einem Gedicht über Ulrich von Hutten über diese Frage Gedanken. Er wünscht sich den Frieden, hat aber Freude am Gemetzel. Friedensliteratur?

 

Homo sum

Ich halte Leib und Geist in strenger Zucht

Und werde doch vom Teufel scharf versucht.

 

Ich möchte meiner Seele Seligkeit

Und bin mit Petri Schlüsselamt im Streit.

 

Am Tisch der Fugger speist ich dort und hie

Und schimpfe weidlich Pfeffersäcke sie.

 

Den Städterhochmut haßt ich allezeit

Und hätte gern ein städtisch Kind gefreit.

 

Auf ehrenfeste Sitten geb ich viel

Und fröne dem verdammten Würfelspiel.

 

Ich bin des Kaisers treuster Untertan

Und riet dem Sickingen Empörung an.

 

Das plumpe Recht der Faust ist mir verhasst

Und selber hab ich wohl am Weg gepasst.

 

Ich bete christlich, daß es Friede sei,

Und mich ergötzen Krieg und Kriegsgeschrei.

 

Der Heiland weidet alle Völker gleich –

Nur meinem Volke gönn ich Ruhm und Reich!

 

Das heißt: ich bin kein ausgeklügelt Buch,

Ich bin ein Mensch mit seinem Widerspruch.

 

 

Quellen

Conrad Ferdinand Meyer: "Homo sum" In: Demel-Lindner-Heger: "Natur - Mensch - Technik" Österreichischer Bundesverlag WIen 1981 Seite 163f