Judith aus der Bibel

Krieg und Frieden
Verantwortung

Wie komplex die Entscheidung zwischen Leben und Tod verschiedener Völker oder auch Bevölkerungsgruppen sein kann, zeigt das Buch „Judith“ der Bibel des Alten Testamentes. Die Entscheidung musste Judith vor 2400 Jahren treffen. Wie wichtig und moralisch zu rechtfertigen ist die Verteidigung?

 

 

 

Das Buch Judith frei nach

http://de.wikipedia.org/wiki/Buch_Judit

 

Verärgert wegen mangelnder Unterstützung in einem – siegreich beendeten – Krieg sendet der assyrische König Nebukadnezar seinen Oberbefehlshaber Holofernes mit einem gewaltigen Heer gegen alle Länder des Westens. Sie sollten erobert und bestraft werden; alle, die Widerstand leisten, sollten schonungslos dem Tod und der Plünderung preisgegeben werden. Holofernes zog verheerend durch einen Teil von Kleinasien und Syrien und kam so auch an die Nordgrenze von Palästina (Kap. 1–3EU).

Die Israeliten trafen nach Anweisung ihres Hohenpriesters sogleich Verteidigungsmaßnahmen und sperrten die Bergpässe, wandten sich aber auch mit Buße und Gebet an Gott den Herrn, Kap. 4 EU. Demgemäß sah sich Holofernes vor der kleinen Bergfestung Betulia, die den Schlüssel zum nördlichen Palästina bildete, aufgehalten.

Als aber Holofernes Betulia mit 182.000 Mann einschloss und die Wasserleitung abschnitt, sank den Belagerten der Mut. Als sich die Wasservorräte zu Ende neigten, forderten die Belagerten am 34. Tag der Belagerung den Stadtobersten Usija auf, die Festung zu übergeben.

 

Von diesem Abkommen hörte die fromme Witwe Judit. Manasse, ihr Mann, starb schon Jahre vorher zur Zeit der Gerstenernte an einem Hitzschlag. Sie war ganz anderer Ansicht und begehrte für sich und ihre Magd freie Passage durch das Stadttor. Sie ging mit ihrer Magd ins assyrische Lager. Hier angekommen erregte sie durch ihre Schönheit großes Aufsehen und wurde sogleich zu Holofernes geführt, Kap. 10 EU. Es gelang ihr, durch kluge Reden ihn zu berücken, Kap. 11 EU, so dass sie die Freiheit erhielt, im assyrischen Lager aus- und einzugehen. Bei einem Mahl dann am 40. Tag der Belagerung, welches ihr zu Ehren gegeben wurde, wurde Holofernes so sehr betrunken, Kap. 12 EU, dass Judit, welche mit ihm allein gelassen worden war, ihm mit seinem eigenen Schwert das Haupt abschlagen konnte. Letzteres brachte sie mit sich zurück nach Betulia zum freudigen Erschrecken aller dort Befindlichen, Kap. 13 EU. Nach Judits Rat aber machten nun die Belagerten einen Ausfall, und so wurde den Assyrern bekannt, was geschehen war, Kap. 14 EU. Voll Schrecken darüber suchten sie in wilder Flucht ihr Heil, und das ganze Lager wurde eine Beute der Hebräer. Judit zog sich wieder in die Stille des Witwenlebens zurück.

 

Wie ist Judith zu bewerten? Hat sie nicht ihre sexuelle Ausstrahlung missbraucht? Holofernes hat SIE doch fair behandelt! - Es ging wohl um die Rettung des jüdischen Volkes, als unsagbare Grausamkeiten geschahen. Aber rechtfertigt das Ziel den Weg? Trägt sie nicht mit ihrem Verhalten zum Elend dieser Welt bei? Wenn sie das geringere Übel gewählt hat, ist es dann gerechtfertigt, sie als Heldin zu verehren? Sollte man nicht trauern, dass eine solche Handlungsweise notwendig war?

Pfarrer Georg Hager antwortet auf diese Fragen:

Die Bücher Judith, Tobias und Esther im Alten Testament sind keine Berichte über historische Ereignisse, sondern im Sinne von ausführlichen Gleichnissen zu lesen. Gleichnisse sind vielschichtig und nicht alle Teile darin sind als Vorbild zur Nachahmung gedacht. So auch im Fall Judith. Die wesentlichen Aussagen des Gleichnisses für das jüdische Umfeld im 4.Jahdt vor Christus sind diese: der Heldenverehrung der Männer wird hier eine Frau als die Tapfere vor Augen geführt. Nicht nur Männer sind stark und klug. Nicht ihr Schwindel ist Vorbild – Männer könnten dies sowieso nicht tun – sondern ihr Gottvertrauen. Es gibt auch in der Bewertung eine Rangordnung der Werte: Wenn eine nützliche Lüge zu mehr Gerechtigkeit führt, dann hat die Gerechtigkeit Vorrang. Es ist oft zu entscheiden, was das geringere Übel, Pest oder Cholera. Die Konsequenzen für die Entscheidung muss der jeweilige Täter mit seinem eigenen Gewissen vereinbaren, und dann können die Entscheidungen durchaus verschieden ausfallen.

Quellen

http://de.wikipedia.org/wiki/Buch_Judit

18.2.2014

 

http://www.bibel-online.net/buch/luther_1912_apokr/judit/6/

18.2.2014

 

Pfarrer Georg Hager. Internet-Seelsorge der Diözese Salzburg, römisch-katholisch.